Entwicklungsstörungen werden unterteilt in umschriebene und tiefgreifende
Entwicklungsstörungen. Sie werden im ICD-10 Kapitel V unter F8 klassifiziert.
Die umschriebenen Entwicklungsstörungen sind unter ICD-10 F80 bis F83 eingeordnet. Es handelt
sich um Störungen des Sprechens und der Sprache, der schulischen Fertigkeiten oder der
motorischen Entwicklung. Bei diesen Störungen handelt es sich nicht um eine
Intelligenzminderung. Am häufigsten begegnen wir bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten der Lese- und Rechtschreibstörung, auch bezeichnet als Legasthenie.
Meistens geht hier bereits im frühen Kindesalter eine Verzögerung in der Sprachentwicklung
voraus. Wenn Kinder mit dieser oder anderen umschriebenen Entwicklungsstörungen nicht
rechtzeitig und ausreichend gefördert werden und in der Schule nicht genügend verständnisvollen Umgang erfahren, kann dies für sie sehr belastend sein und Folgestörungen nach sich
ziehen.
Die Kunsttherapie kann diesen Kindern die Erfahrung vermitteln, im kreativen Ausdruck
Selbstwirksamkeit und Kompetenz zu erleben. Beim Malen können sie nichts falsch machen. Sie
können sich entspannen und sich diesem Druck entziehen. Gleichzeitig wird hier die Wahrnehmung gefördert, einzelne Elemente visuell miteinander zu verbinden. Gerade dies ist bei Kindern mit
Legasthenie eingeschränkt. Sie können u.a. ganze Wörter nicht so schnell wie andere, in Silben-Sprüngen lesen und somit erkennen. Die Hirnregionen die diese Bereiche betreffen, werden
positiv angeregt und gefüttert. Ebenso wird durch das Gestalten ihre (Fein-) Motorik gefördert und das Selbstvertrauen ins eigene Tun gestärkt. Dadurch dass in der Kunsttherapie nicht
gewertet wird, können sich die Kinder hier nicht nur frei entfalten und ihre Stärken erfahren, sondern auch Enttäuschungen und Mangelgefühle ausdrücken und kompensieren.
Unter tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die im ICD-10 unter F84 eingeordnet sind, werden Autismus-Spektrum-Störungen zusammengefasst. Menschen mit Störungen aus dem Autismus-Spektrum können ganz unterschiedliche Symptome und Einschränkungen in ihrer Lebensentfaltung zeigen. Es gibt eben nicht den einen Autismus, sondern einen breit gefächerten Katalog an Erscheinungsformen, von denen jeder einzelne Betroffene eine individuelle Ausprägung zeigt.
Grob kann zwischen den folgenden Ausprägungen unterschieden werden:
- frühkindlichen Autismus (Kanner Autismus)
- Asperger Autismus
- high functioning Autismus
Autistische Symptome zeigen sich vor allem in folgenden Bereichen:
- Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion
- eingeschränkte oder fehlende Verbalsprache
- Echolalien und wiederholendes Verhalten
- fehlendes soziales Verständnis
- Vermeiden von Blickkontakt
- ausgeprägte Zwänge und Rituale
- einseitige Interessen
- zwanghaftes Einhalten von Strukturen im Ablauf
- ungwöhnliche Wahrnehmungsverarbeitung
- kein Verständnis für Witze oder Metaphern
- gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, evtl. fehlendes Hitze-Kälte-Empfinden
- auffälliges Spielverhalten
Kunsttherapeutisches Arbeiten mit Menschen mit frühkindlichem Autismus: