Auf dem Weg zum Erwachsenwerden entwickeln sich manchmal psychische Probleme. Symptome können bei Kindern und Jugendlichen jeden Alters auftreten, beginnen jedoch häufig zeitgleich mit der Pubertät.
Heranwachsende können unter Depressionen, selbstverletzendem Verhalten (z.B. Ritzen), Ängsten, Zwängen Traumata und Traumafolgestörungen leiden. Ebenso können Symptome einer Sozialverhaltensstörung, Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Binge Eating) oder eines ADHS auftreten, auf diese wird jedoch an anderer Stelle eingegangen.
Alle genannten Symptome sollten Anlass sein, zur Diagnostik einen Kinder- und Jugendpsychiater aufzusuchen, damit die möglicherweise diagnostizierte psychische Störung richtig
behandelt werden kann. Der Kinder- und Jugendpsychiater ist auch der richtige Ansprechpartner für eine eventuell notwendige oder zu empfehlende medikamentöse Therapie.
Daneben gibt es sowohl in ambulanter Form als auch in Kliniken psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten. Je nach Fall und Ausprägung kann eine kunsttherapeutische Behandlung, eigenständig
oder begleitend bei einem entsprechend zertifizierten und spezialisierten Kunsttherapeuten, indiziert sein.
Wenn sich Kinder und Jugendliche immer mehr zurückziehen, traurig und antriebslos sind, Freude und Interessen verlieren, möglicherweise begleitet von einem Leistungsabfall in der Schule,
Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen, könnten dies Anzeichen für eine depressive Entwicklung sein. Diese kann leicht, mittelgradig oder auch
schwer ausgeprägt sein.
In der Behandlung einer Depression geht es auch darum, wieder Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen, diese erspüren und äußern zu können. Die Kunsttherapie bietet sich mit dem non-verbalen
Zugang an, diesen emotionalen Zugang durch Farbe und Form zu aktivieren, die gefühlte Leere zu visualisieren und in der therapeutischen Begleitung mittels Ressourcenarbeit zu füllen. In der
Kunsttherapie kann sowohl themen- als auch konfliktzentriert gearbeitet werden. Neben Ressourcen- und Emotionsarbeit ist es möglich, ganz dediziert Konflikte/Probleme/Krisen gestalterisch zum
Ausdruck zu bringen und diese dadurch bewusst und veränderbar werden zu lassen. Durch die Einnahme einer anderen Perspektive und durch Probehandeln im Bild können Impulse zur Veränderung gesetzt
werden und sich Lösungen für alternative Handlungsmöglichkeiten zeigen.
Ebenso sind selbstverletzendes Verhalten (z.B. Ritzen) oder Suizidgedanken Anzeichen für eine notwendige psychiatrische Abklärung und eine weiterführende,
psychotherapeutische Behandlung ggf. mit kunsttherapeutischen Elementen. Häufig gehen mit Depressionen auch Ängste einher oder treten eigenständig auf, beispielsweise in Form von
soziale Phobien, Angst im Umgang mit Menschen, Angst, sich zu zeigen und seine Bedürfnisse auszudrücken und einzufordern. Hier geht es in einer Behandlung darum, das häufig völlig abhanden
gekommene Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen wiederzufinden und zu stärken. Durch kreatives Schaffen öffnen sich neue Erfahrungsspielräume im bildnerischen Tun, dadurch kann es gelingen,
eigene, möglicherweise unbekannte oder „verschüttete“ Ressourcen wiederzuentdecken. Nicht zuletzt spielt die Selbstwirksamkeit, die der Patient durch das aktive Handeln in der Kunsttherapie erleben
darf, eine ganz wesentliche Rolle im Umgang mit Angst und Depression.
Zwangsstörungen (z.B. Waschzwang) treten gerade in der Kindheit immer wieder auf, beginnen meist schleichend, sind für die Patienten und deren Angehörige äußerst belastend und können
bei fehlender Behandlung chronisch werden.
Die Kunsttherapie kann bei zwanghaften Verhaltensweisen bzw. einer diagnostizierten Zwangsstörung, die in unterschiedlichen Formen auftreten kann (z.B. in Form eines Waschzwanges), die Methode der
Wahl sein. Denn in der Kunsttherapie ist oft zu beobachten, dass Patienten mit zwanghaften Zügen anfangs meist kontrollierend mit Stiften und Papier gestalten, sich im Behandlungsverlauf aber auf ein
freieres Gestalten mit fließenden Farben einlassen können, ihre Symptomatik und dahinterliegende innere Konflikte visualisieren, die dadurch bewusst werden, verstanden und verändert werden
können.
Zu den psychiatrischen Erkrankungen zählen zudem Traumata und Traumafolgestörungen. Hier kann zunächst sowohl eine akute Belastungsreaktion mit verschiedenen
Symptomen nach einem belastenden Ereignis (z.B. Unfall) auftreten.
Daneben gibt es die sog. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) als Reaktion auf eine außergewöhnliche Bedrohungssituation katastrophalen Ausmaßes.
Eine kunsttherapeutische Behandlung kann bei Traumata und Traumafolgestörungen eine indizierte psychotherapeutische Begleitung sein. Durch Ressourcenaktivierung mit gestalterischen Mitteln kann der
Patient zunächst visuell Gedanken und Gefühle ausdrücken, Erlebtes mitteilen, sich Schutzräume gestalten und dadurch Belastungen verringern sowie Selbstregulierungskräfte und Bewältigungsstrategien
entwickeln. Nach erfolgter Ressourcen- und Stabilisierungsarbeit kann das belastende Lebensereignis im geschützten Rahmen, bei ausreichender emotionaler Stabilität, bearbeitet werden, um das Erlebte
zu integrieren. Verschiedene traumatherapeutische Ansätze und Vorgehensweise (bspw. PITT oder EGO-State-Therapie) werden von speziell dafür qualifizierten Kunsttherapeuten angeboten.
Grundsätzlich empfehlen wir für jegliche psychiatrische Symptomatik eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Abklärung der Diagnose und ggf. eine enge Zusammenarbeit zwischen behandelndem Kunsttherapeut
und betreuenden Kinder- und Jugendpsychiater.